The Rolling Stones

Die (offiziellen) Platten:
1964-65 + 1966-67 + 1968-71 + Exile 1972 + 1973-78 + 1980-86 + 1989-heute + Live-Platten
 

Die 'klassischen' Rolling Stones-LPs (1968-1971)
Die sicherlich stärkste Phase der Stones-Plattenproduktionen ist durch die Rückbesinnung zu den musikalischen Wurzeln der Band geprägt. Mit Elementen vor allem aus Blues und Rhythm'n'Blues, aber auch von Country, Soul und straightem Rock'n'Roll entwickelt sich der Stones-typische Sound, der erstmals auf der Single Jumpin' Jack Flash (Nr. 1 in GB und D) von 1968 zu hören war.
Der aufgrund seines zunehmenden Verfalls Tournee-unfähige Brian Jones wird im Juni 1969 aus der Band 'entlassen' und ertrinkt nur wenige Tage später unter Drogeneinfluß in seinem Pool. Ihn ersetzt der erst 21-jährige Mick Taylor, der zwar nie ein 'echter' Stone wurde, aber mit beseeltem Slide- und Bluesgitarrenspiel die zweifellos besten LPs der Band entscheidend mitprägte.
Beggar's Banquet (1968)
"Please allow me to introduce myself..." - als durch die Zeit reisender Luzifer stellt sich Mick Jagger in Sympathy For The Devil vor. Gerade sein Vortrag dieses Stückes begründeten für lange Zeit die Gerüchte, die ihm und der Band eine Nähe zum Satanismus nachsagten. Das Fundament dieses schlichtweg besten Songs der Band ist sein für die Stones eigentlich untypischer hypnotisch-exotischer Rhythmus, Keith Richards Bass- und Gitarrenspiel und der prägende Uuuh, uuuh, uuuh-Chor unter dem Refrain. Noch in den Konzerten der 90er Jahre blieb das Stück auch live der Höhepunkt einer jeden Show.
Kontrastiert wird das diabolische Sympathy... auf der LP vor allem von Prodigal Son, dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn. Keith Richards Hymne auf alle Unterprivilegierten und Outcasts, Salt Of The Earth, führt die Tradition jeweils eines von ihm gesungenen Stückes pro Platte fort. Neben den eindeutig auf die Drogenphase verweisenden Songs (Dear Doctor und No Expectations, dieses letztmals mit Brian Jones' Slidegitarre), trug vor allem die Single-Auskopplung Street Fighting Man mit seinem vermeintlichen Aufruf zum Straßenkampf dazu bei, daß die Platte höchst umstritten war.
Die Plattenfirma ersetzte noch bis in die 80er Jahre hinein das 'anstößige' Toiletten-Graffiti-Cover mit einer harmlosen Version: Lyndon loves Mao (US-Präsident Johnson), God Rolls His Own (Gott raucht Selbstgedrehte) und Music from the Big Brown (...vom Scheißen) waren anscheinend zu starker Tobak für die DECCA-Company. Dessen ungeachtet (und von der Plattenfirma unbemerkt?) durfte Jagger in Stray Cat Blues die Liebeskünste 15-jähriger Mädchen preisen: "...Oh yeah, you're a strange stray cat ... don't scream like that, I bet your mama don't know you scratch like that, I bet she don't know you can bite like that..."
Bewertung:

Let It Bleed (1969)
Während sich die die Beatles gleichzeitig  mit Let It Be verabschiedeten, ließen die Rolling Stones in einem für sie turbulenten Jahr einen würdigen Nachfolger für Beggar's Banquet vom Stapel.
Die LP weist keine Durchhänger auf und enthält mit den kraftvollen Gimme Shelter, Let It Bleed und Live With Me sowie den einfühlsamen Blues-Stücken Love In Vain (von Robert Johnson) und Keith' You Got The Silver zahlreiche Songs, die auch das Live-Repertoire lange bestimmten. Neben dem Titelstück greift hier vor allem Midnight Rambler die schon im Vorgänger-Album erkennbare düstere und von Gewalt geprägte Stimmung auf: "Have You heard about the Boston Strangler...?"
Die beiden gleichzeitigen Single-Hits You Can't Always Get What You Want und das simpel-geniale Honky Tonk Women ("drei Akkorde, hau rein und scheißegal...") finden sich in verkürzter bzw. veränderter Fassung (letzteres unter dem Titel Country Honk) auf der Platte wieder.
Bewertung:

 

Sticky Fingers (1971)
Nach der Trennung von DECCA erscheinen die nächsten Platten unter dem Band-eigenen Rolling Stones-Label. Unter dem funktionierenden Reißverschluß des von Andy Warhol gestaltenen Covers (eine der berühmtesten Plattenhüllen überhaupt - die Lende gehört angeblich Mick Jagger) taucht erstmals die Lapping Tongue, das spätere Wahrzeichen der Stones auf.
Sticky Fingers ist eine Gitarren-Platte: Der schweißtreibende Opener Brown Sugar ist ein klassisches Keith-Rock-Stück mit mitreißendem Saxophonspiel seines langjährigen Kumpans Bobby Keyes. Vor allem auf You Gotta Move und Moonlight Mile wird Mick Taylors bluesiger Einfluß deutlich spürbar.
Wild Horses ist eine wunderschöne Ballade und Dead Flowers ein zynisches Country-Stück. Mit Bitch findet sich natürlich auch wieder ein Song, der die Geschlechterhierachie aus Sicht der Rolling Stones umschreibt. Als erneut umstrittener Drogen-Song ist - mit Ry Cooder an der Slide-Gitarre - Sister Morphine vertreten, dessen Text aus Marianne Faithfulls Sicht die letzten Momente eines Junkies beschreibt (das Lied fiel im Franco-Spanien der Zensur zum Opfer).
Bewertung: